Tierschutz-Koeln

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Liebe Taubenfreunde und liebe Interessierte,
ich, Dagmar, bin seit einigen Jahren Ehrenamtlerin der Kölner Taubenhilfe e. V. und möchte euch mitteilen, wie schlecht es um die derzeitige Lage im Allgemeinen steht.
Den Tauben in unseren Städten geht es gefühlt so schlecht wie nie. Es kommen Tauben zu unserem Lebenshof, die bereits eine Odyssee hinter sich haben, bis man sie überhaupt sichern kann. Darunter sehr viele fast verhungerte Tiere, die durch den Stress sehr krank werden. Und natürlich jede Menge Wildtauben, die vom Frühjahr bis in den Herbst Brutzeit haben. Deren Küken oder Jungtiere haben wir auch en masse. Auch die „Wilden“ sind meist sehr krank und die Küken und Jungtauben oft mangelernährt.
Aber was heißt das konkret, wenn man eine Taube gesichert hat und zu uns bringt?
In allererster Linie eine Menge Verantwortung für uns. Nämlich die Taube adäquat zu Versorgen, meist wochenlang zu betreuen und den Stadttauben, wenn nötig, einen Platz in einer unserer Volieren bis zu ihrem Lebensende anzubieten. Die Kosten für das Ganze zu kalkulieren mal ganz abgesehen.
Denn trotz bereits getroffener Maßnahmen, haben wir zur Zeit eine tägliche Aufnahme von 20 Tieren im Schnitt.
Die „Neuzugänge“ müssen angenommen werden, den Menschen die uns voller Sorge ein Tier bringen erklären, was jetzt mit dem Findling passiert, dann wird das Tier begutachtet, erstversorgt und Platz gemacht. Dies erfolgt während der Versorgung der Tiere in den Krankenstationen, wo wir pro Schicht zwei Helfer sind und unsere Bestandstauben sind ja nunmal auch auf uns angewiesen und müssen versorgt werden. Jeden Tag. Und manche Tiere mehrfach am Tag. Egal ob Feiertag, Geburtstag, ein schöner Sommer- oder auch ein bitterkalter Wintertag.
Und am Ende des Tages nehmen wir die schlimmsten Sorgenkinder mit nach Hause, damit sie auch über Nacht die Beste und engmaschigste Betreuung erhalten.
Man sollte auch bedenken, dass ungeachtet der körperlichen Anstrengung, unsere Arbeit mit den Tieren mental oft grenzwertig ist. Wir betreuen nicht nur süße Küken, sondern viele schwerverletzte und schwerkranke Tauben (letztes Jahr weit über 4000 Tauben). Auch begleiten wir einige Täubchen in den Tod, weil man nichts mehr für sie tun kann.
Des Weiteren unterstützt uns „unser“ Tierarzt, der einmal in der Woche zu uns auf den Lebenshof kommt und die vielen kranken Tauben behandelt und steht uns ansonsten auch immer beratend zur Seite. Akute Notfälle werden in seiner Praxis behandelt, für die dann auch ein Ehrenamtlicher die Zeit aufwendet.
Die tägliche Versorgung unserer Bewohner in den sechs großen Volieren bedeutet auch viel Arbeit. Alleine das Befüllen der neuen Tränken und Futtereimer dauert im Schnitt schon 1,5 Stunden. Da hat noch keine Taube ein Korn gepickt oder einen Schluck vom frischen Wasser getrunken. Nach der Versorgung der sechs Volieren müssen jeden Tag die benutzten Tränken, ca. 40 Stück, gesäubert und zum Trocknen aufgehängt werden. Einige Male in der Woche werden sie zusätzlich desinfiziert. Alleine die Nachbereitung dauert im Schnitt eine Stunde. Wenn die Tränken noch desinfiziert werden sind es locker zwei Stunden. Und nach der Versorgung unserer Außenvolieren tauschen wir selbstverständlich noch mindestens einmal die Woche Eier. Bis man alle Schläge und Volieren durchsucht hat, ist man auch nochmal locker 2-3 Stunden beschäftigt.
Erschwerend kommt hinzu, dass unser Lebenshof nicht erschlossen ist. Wir haben nur ein winzig bisschen Strom, wenn das Wetter gut ist, weil wir eine kleine Sonnenpanele aufgebaut haben. Für ne Kaffeemaschine anzuschalten reicht es nicht. Obendrein haben wir im Winter kein fließendes Wasser. Wir hätten gerne eigene Anschlüsse. Jedoch sind diese für uns nicht erschwinglich, da diese als Erstanschluss im 4-stelligen €-Bereich liegen und auf mehrfacher Anfrage bzw. eindringlicher Bitte auch nicht durch öffentliche Mittel übernommen werden.
Unter diesen widrigen Umständen spülen und desinfizieren wir u. a. zur Zeit täglich 600 Näpfe und 150 Sondier-Spritzen. Des Weiteren brauchen wir wöchentlich ca. 140 Transportboxen für die Erstaufnahme, die ja auch nach jeder Taube gesäubert und desinfiziert werden müssen. Ähnlich sieht es in den Krankenstationen aus, die Krankenboxen müssen auch nach jeder Taube akribisch gesäubert und desinfiziert werden. Denn wie es der Name der Behausung verrät, waren dort mal sehr kranke Tiere untergebracht. Ansonsten werden sie natürlich jeden Tag gesäubert bei jeder einzelnen Taube, die bei uns ist!
Außerdem fällt ja noch vieles andere an, was erledigt werden muss. Von der Instandsetzung der Volieren, bis hin zu der Säuberung der Taubenschläge und Volieren was nicht mal eben so und schnell vonstattengeht. Das sind dann ganze Tage, die für die Volieren drauf gehen.
Palettenweise Futter muss ins Futterhaus verladen, oder in die Behälter gefüllt, Kartons ausgepackt, Müll entsorgt, die Krankenstationen geputzt, das Zewa gerissen und die Wickelunterlagen vorgefaltet werden. Und vieles davon jeden einzelnen Tag!
Dann sind da noch die Ehrenamtlichen, die die Notfall-Nachrichten beantworten und den Bürgerinnen und Bürgern beratend zur Seite stehen, einige Fahrer, die in der ganzen Stadt unermüdlich Tauben von Findern einsammeln, riskante Rettungsaktionen starten und uns die meist geschundenen Tauben zum Hof bringen sowie die Helferinnen, die das soziale Netzwerk betreuen.
Nicht zu vergessen ist der enorme Verwaltungsaufwand. Der hat es auch so richtig in sich und es wird keine Rücksicht auf die Hochsaison genommen. Da geht mindestens ein ganzer Tag in der Woche drauf, um allen Anforderungen und spontanen Änderungen gerecht zu werden. Wir sind selbstverständlich froh darüber, eine monatliche Förderung zu erhalten. Jedoch ist diese alles andere als fix und lange nicht kostendeckend und nach einem Beschluss des Kölner Rats Anfang des Jahres wurde ad hoc die Vollzeitstelle, die mit einer Arbeitskraft von 40 Stunden die Woche essenziell für die Versorgung der Tiere ist, gestrichen und gekündigt. Dies hat unseren Versorgungsalltag und den gesamten Verein vor die größte Herausforderung seit Bestehen gestellt. Mit dieser Entscheidung des Kölner Rats ist übrigens dann auch die Aussicht auf eine weitere Stelle begraben worden. Ohne die monatlichen Spenden unserer Taubenfreunde, durch die wir wenigstens ein paar Minnijobber einstellen können, säh es mies aus. Den Rest fangen mal wieder Ehrenamtliche auf. Also alles andere als ein solides Konstrukt.
Außerhalb unseres Lebenshofs versorgen wir dennoch das Taubenhaus am Hansaring. Auch hier muss täglich frisches Wasser und Futter verabreicht sowie sauber gemacht werden. Zu unserem Leidwesen haben wir hier auch keinen Wasseranschluss. Das bedeutet, dass wöchentlich mind. 200 Liter Wasser hingekarrt werden müssen, (im Winter bringen unserer Ehrenamtliche das Wasser von Zuhause mit!!!!!). Und etliche 25 kg Säcke Taubenfutter auch.
Einige andere Ehrenamtliche betreuen seit gut einem Jahr einen weiteren Hotspot in der Stadt. Sozusagen unser Pilotprojekt, welches, außer jüngst ein paar Sabotageakte, ziemlich erfolgreich ist. Dort konnte durch den kontinuierlichen Eiertausch die Population, genau wie am Taubenhaus, mindestens halbiert werden.
Zusammengefasst könnt ihr jetzt vielleicht erahnen, was wir hier zu stemmen haben. Und das alles bewerkstelligen wir beharrlich mit vier Minnijobbern und wenigen Ehrenamtlichen ohne Aussicht auf zeitnahe Besserung durch mehr Hilfe in jeglicher Hinsicht. Es gibt einfach zu wenig engagierte Leute, die ehrenamtlich und vertrauensvoll helfen möchten/können um sie dann fest einzuplanen.
Daher werden wir, für hoffentlich nur eine kurze Zeit, keine Tauben aus dem Grenzgebiet Kölns und auch weiterhin nur von Findern die keine Taube mangels know how versorgen können, aufnehmen. Das sind wir unseren Schützlingen aber auch uns Versorgern schuldig.
Die Rettung der Tauben ist eine Herzensangelegenheit für uns. Dennoch möchten wir Zeit mit unseren Liebsten verbringen, nicht immer Verabredungen verschieben oder gar absagen - pünktlich sind wir sowieso nie. Wir möchten was anständiges Essen und danach einen Feierabend genießen oder auch einfach mal um acht ins Bett gehen und einen schönen Film schauen oder ein fesselndes Buch lesen und nicht nur die wenige Freizeit „in den Seilen“ hängen oder ungeplant das 3. oder 4. mal die Woche doch noch mal los weil man einspringen oder unterstützen oder einen Notfall fahren/holen muss. Also ganz normalen menschlichen Bedürfnissen nach Erholung folgen.
Ich danke allen Menschen, die sich um Deutschlands Straßentiere, in diesem Fall die Tauben, kümmern. In welcher Form auch immer.
Ich wünsche mir, dass ebenso unser 10jähriger Verein und besonders den Menschen die dort tagtäglich Tauben retten von allen entsprechend wertgeschätzt wird.
Denn die armen Tauben-Seelen brauchen uns. Wir kämpfen jeden Tag weiter für diese außergewöhnlichen Geschöpfe, möchten vielen eine Chance auf Leben geben. Auch wenn wir leider nicht allen helfen können.
Eure Dagmar
P.S.
Wenn ihr eine Taube außerhalb Kölns gesichert habt, wendet euch bitte an eine der folgenden Möglichkeiten:
Tierheim eures Ortskreises,
Facebookgruppe: Tauben-Notfallmeldung, das Original oder Wildvogelhilfe-Notfälle oder zu einem vogelkundigen Tierarzt eures Vertrauens.
Bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz (z. B. eingeschlossene Tauben) bitte an euer zuständiges Veterinäramt
Bei Hilfe z. B. verhedderter Tauben in Netzen bitte die Feuerwehr informieren und vor Ort bleiben.
Innerhalb Kölns könnt ihr uns die Tiere zu den Öffnungszeiten bringen oder ihr wendet euch bitte nur schriftlich an die Notfallnummer +49 177 4041067.
 
 
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